Ist das Wohnen mit Pferden wirklich ein Traum, oder eher ein Albtraum?

Zuletzt aktualisiert am: 30.11.22

Träumst Du auch davon, eines Tages mit Deinem Pferd zu wohnen? Du stehst auf und musst nur aus dem Fenster gucken und siehst Dein Pferd friedlich auf der Weide grasen. Du bist mit diesen Vorstellungen nicht alleine, denn viele Reiter und Pferdebesitzer haben diesen Traum!

Daher habe ich für Dich eine Reihe zum Thema Wohnen mit Pferden erstellt und im ersten Teil verrate ich Dir mehr über die Vor- und Nachteile vom Leben mit Pferden. Zudem erzähle ich Dir noch von einem Paar, das sich den Traum vom Wohnen mit Pferden zunächst erfüllt hat.

Wohnen mit Pferden Teil I: Wirklich ein Traum?

Die Vor- und Nachteile vom Leben mit Pferden!

Der Traum!

Das Wohnen mit Pferden ist verständlicherweise für viele Reiter das absolute Optimum: Dein Pferd ist immer bei Dir, zum Stall sind es nur ein paar Schritte, es duftet nach Heu und Du kannst Dein Pferd so versorgen, wie Du es für richtig hältst. Wahrscheinlich ist die Haltung auf Deinem eigenen Grundstück auch günstiger und Du sparst Dir teure Mietpreise großer Reitanlagen. Wenn Dein Pferd krank ist, bist Du schnell und jederzeit zur Stelle!

Deine Beziehung zu Deinem Pferd wird inniger, denn Ihr seht Euch viel öfters. Du musst keine Stallöffnungen oder Unterrichtszeiten beachten und kannst auch einfach mal ganz spontan reiten, wann Du willst. Du kannst sogar mehrmals am Tag mit Deinen Pferden trainieren, denn Du sparst Dir die Fahrtzeit. Auf einmal kannst Du Dein Pferd auch morgens vor Beginn Deiner Arbeit reiten und abends vorm ins Bettgehen nochmals nach ihm schauen. Das klingt doch wirklich traumhaft!

Vorteile im Überblick:

– keine Fahrtzeit mehr
– Versorgung nach Deinen Vorstellungen
– geringere Haltungskosten
– engere Bindung zum Pferd
– immer anwesend bei Krankheit Deines Pferdes
– reiten wann Du willst!

Der Albtraum?

Die Vorteile liegen klar auf der Hand, doch bevor Du aus der Träumerei nicht mehr rauskommst, solltest Du Dir auch über ein paar andere Punkte Gedanken machen. Denn ganz so himmlisch ist das Wohnen mit Pferden nicht. Du musst Dich nun komplett selbst um Dein Pferd kümmern, und verbringst viel mehr Zeit mit der Haltung und Pflege Deines Pferdes als mit dem eigentlichen Reiten. Denn auch der Stall selbst muss gepflegt und in Stand gehalten werden! Diese ganze und vor allem tägliche Arbeit könnte Dir die Lust auf das Reiten verderben.

Wenn nicht zufällig ein Reitstall in der Nähe ist, hast Du wohlmöglich keinen Reitplatz und noch unwahrscheinlicher eine eigene Reithalle. Je nach dem wo Du hinziehst, gibt es keinen guten Reitlehrer und Du bist mit dem Training Deiner Pferde auf Dich alleine gestellt. Du wirst weniger Kontakt zu anderen Reitern und Pferdebesitzern haben und kannst Dich bei Problemen oder Fragen nicht austauschen. Als ehemaliger Großstädter in der nun eher ländlichen Gegend könntest Du Dich nach einiger Zeit auch schlichtweg langweilen. Du siehst, das Wohnen mit Pferden ist nicht nur traumhaft!

Nachteile im Überblick:

– mehr Arbeit als Reiten
– keine Lust mehr zu reiten
– evtl. keine Reithalle oder Reitplatz
– evtl. kein Reitlehrer zur Verfügung
– kein Kontakt zu und Austausch mit anderen Reitern
– Langweile als ehemaliger Städter

Lesetipp: Alessa berichtet ebenfalls vom Traum und Albtraum als Selbstversorger!

Wichtig: Niemals nur ein Pferd!

Auch wenn ich in diesem Beitrag oftmals von nur Deinem einem Pferd schreibe, solltest Du Dir natürlich im Klaren sein, dass Du Dein Pferd nicht alleine halten solltest! Am besten ist es natürlich, Du hast mehr als nur ein Pferd, dass Du reitest, oder dass Dein Partner ebenfalls ein Pferd besitzt. Alternativ kannst Du Dir auch ein oder mehrere Beistellpferde kaufen – Hauptsache Dein Pferd ist nicht alleine und hat Sozialkontakt!

Lesetipp: Hier die wichtigsten Tipps zur artgerechten Pferdehaltung!

Eine wahre Geschichte

An dieser Stelle möchte ich Dir gerne von einem bekannten Paar erzählen, das sich den Traum vom eigenen Haus und Wohnen mit Pferden erfüllt hat. Die beiden waren schon etwas älter, die Kinder waren bereits aus dem Haus und beide waren aktive Freizeitreiter. Sie lebten zusammen in einem grünen und noch recht zentralen Kölner Wohnviertel, er hatte einen Haflingerwallach und sie einen Dülmenerwallach.

Nachdem sie schon länger davon träumten, das Kölner Großstadtgetümmel zu verlassen, fanden sie endlich ein wunderschönes Haus samt Stall und Koppeln im Bergischen Land: gesehen, verliebt, gekauft! Sie mussten zwar noch ein wenig umbauen, hier und da ein wenig hämmern und schrauben, doch ihre eigene Idylle war bald fertig. In Reitentfernung gab es einen Reitplatz und das Gelände des Bergischen Landes mit Hügeln, Tälern, Wäldern, Wiesen und Bächen lud zu wunderbaren Ausritten ein – traumhaft!

Doch nach nur einem Jahr zog es das Paar wieder zurück in die Millionenstadt Köln, obwohl diese nur knapp 40 Minuten vom neuen Zuhause entfernt war. Denn leider war diese Idylle schon bald nicht mehr so traumhaft, wie sie anfangs schien. Die Haltung der beiden Pferde hatte viel Zeit beansprucht und es blieb neben dem Beruf noch kaum Zeit zum Reiten übrig. Auch die Lust aufs Reiten wurde weniger, denn jedes Mal zum Reitplatz zu reiten war dann doch etwas nervig und die Geländeritte irgendwann auch nicht mehr so spannend. Es fehlte die Abwechslung, die Alternative, und die Stadt!

Denn auf einmal war es nichts Besonderes mehr: die Pferde waren immer da und die beiden konnten jederzeit reiten. Das Reiten war somit nichts Besonderes mehr. Dafür fehlten die vielseitigen Angebote der Großstadt, die Theater, die Restaurants und Bars, die Geschäfte und natürlich die Freunde! Heute leben die beiden also wieder im schönen Köln, sie reitet noch ihren Dülmener und er hat seinen Haflinger an einen Bekannten im Bergischen Land verkauft…

Fazit:

So traumhaft das Wohnen mit Pferden in Deiner Vorstellung erscheinen mag, musst Du Dir über alle Vor- und Nachteile bewusst sein. Zwar sparst Du die Fahrtzeit zum Stall und hohe Mietkosten, kannst Dein Pferd nach Deinen Vorstellungen halten, Dich jederzeit auch im Krankheitsfall um es kümmern, kannst reiten wann Du möchtest und bekommst eine innigere Bindung zu ihm.

Allerdings bedeutet ein Pferd selbst zu halten auch sehr viel Arbeit und Du wirst am Ende vielleicht weniger Zeit zum Reiten haben, oder gar Deine Lust verlieren. Dir fehlen wohlmöglich gute Trainingsanlagen und Du verlierst den Kontakt zu anderen Reitern. Auch wenn es einige gibt, für die der Traum vom Wohnen mit Pferden am Ende eher zum Albtraum wird, kann es für Dich am Ende vielleicht doch das schönste der Welt sein!

Lesetipp: Mehr über die verschiedenen Möglichkeiten mit Pferden zu leben erfährst im zweiten Teil der Reihe Wohnen mit Pferden!

Was sind Deine Erfahrungen und Ansichten zum Thema Wohnen mit Pferden? Träumst Du auch davon oder hast Du Bekannte, die mit Ihren Pferden zusammen leben? Schreib einfach einen Kommentar!

Bild: www.depositphotos.com – Zuzule

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Kommentare

  1. Hey,
    mein Traum vom „Wohnen mit Pferden“ wurde leider irgendwann auch zum Albtraum. Denn 4 Pferde versorgen, alles selber machen und „nebenbei“ voll arbeiten gehen funktioniert nicht. Oder man macht sich total kaputt.
    7 Jahre hatte ich mit meinem Freund 4 Pferde neben der Wohnung stehen. Das hieß morgen vor der Arbeit, so gegen 5 Pferde versorgen und misten. Immer mussten wir zusehen dass wir jemanden zum rausstellen und jmd der sie nachmittags/abends rein geholt hat. Sonntags gab es kein Ausschlafen mehr, da die Pferde ja hungrig in den Boxen standen. Man saß automatisch morgens um 6 senkrecht im Bett da die Pferdchen ja versorgt werden mussten. Wenn mal Zeit war, mussten Zaun, Weiden, Reitplatz usw. gemacht werden. Wir kamen kaum noch zum Reiten. Und hatten am Haus nur einen beleuchtetet Reitplatz, im tiefen Winter hieß es dann abends um 20Uhr in die nächste Reithalle fahren. Die war mal eben eine 3/4 Std entfernt. Wir kamen meist gegen Uhr wieder am Stall an. Irgendwann wurde es leider zu viel und wir konnten die Pferde nicht mehr genießen. Kein Urlaub in 7 Jahren …
    Keine Frage; es war sehr schön auf der Terrasse zu sitzen und die Pferde auf der Wiese zu beobachten oder aus dem Küchenfenster auf die Pferde zu schauen… Aber ich bin jetzt leider der Meinung dass vollberufstätig (mit 1 Std Fahrt zur Arbeitsstätte) und Pferde komplett selber versorgen ein NO GO ist. Es ist wirklich toll die eigenen Pferdchen am Haus stehen zu haben aber nur wenn man Leute hat die stets helfen oder nicht mehr arbeiten muss und es nicht nebenbei macht sondern als Vollzeitbeschäftigung betreibt….
    Jetzt haben wir nur noch 2 Pferde, diese in Vollversorgung in einer Reithalle stehen und können wir in Ruhe reiten…..
    VG Marika

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