Der Einsatz von Hilfszügeln im Reitsport ist ein kontroverses Thema, das immer wieder für hitzige Diskussionen sorgt. Besonders der Schlaufzügel steht dabei im Fokus der Kritik. Die einen sehen ihn als unverzichtbare Trainingshilfe, während andere ihn als unnatürlich und tierquälerisch betrachten. Cavallo spricht sich sogar für ein Verbot von Schlaufzügeln auf Abreiteplätzen aus.
Doch wo liegt die Wahrheit? Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Schlaufzügeln auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes? Hier findest du die Antwort.
Was sind Schlaufzügel?
Der Schlaufzügel ist ein Hilfszügel, er besteht meist aus Leder oder einem Seil. Er wird am Sattelgurt des Pferdes befestigt und dann außen über das Gebiss zur Hand geführt. Dadurch kann der Reiter die Kraft variieren, mit der er auf das Pferdemaul einwirkt. Durch eine Art Flaschenzugeffekt verdoppelt sich die Kraft des Reiters. Das dieser Zügel also keinesfalls in Anfängerhände gehört, sollte also klar sein.
Es gibt ja nicht umsonst den Spruch:
Der Schlaufzügel in der Hand eines Anfängers ist wie ein Rasiermesser in der Hand eines Affen.
Wie wirken Schlaufzügel?
Der Schlaufzügel wird oft als Flaschenzug bezeichnet, da jede Kraft, die der Reiter auf den Zügel ausübt, verdoppelt wird. Eine 10kg-Krafteinwirkung durch den Reiter führt durch den Schlaufzügel zu einer 20kg-Belastung im Pferdemaul. Aus diesem Grund wird der Schlaufzügel oft als „Bremse“ bei schwierigen Pferden verwendet. Jedoch wird er auch häufig benutzt, um den Kopf des Pferdes in eine bestimmte Haltung zu zwingen. Diese Art der Handhabung kann schwerwiegende Schäden beim Pferd verursachen. Aufgrund des langen Kopfes des Pferdes wird durch den Flaschenzug des Schlaufzügels zusätzliche Kraft auf das Genick geleitet, was zu enormen Belastungen (mehrere hundert Kilogramm) führen kann. Dies kann zu einer Vielzahl von Verletzungen wie Wirbelbrüchen führen. Leider wird die Kraft und Wirkung des Schlaufzügels oft von Reitern unterschätzt, da sie selbst nur sehr wenig Kraft aufwenden müssen.
Wie werden Schlaufzügel verschnallt?
Schlaufzügel können auf zwei Arten verschnallt werden:
Zwischen den Beinen, so soll das Pferd dazu gebracht werden, den Kopf nach unten zu nehmen. Mit dieser Verschnallart ist es extrem wichtig, den Schlafzügel lange zu lassen, damit die Nase nach vorne kann! Ansonsten lastet extrem viel Gewicht auf der Vorhand.
Der Schlafzügel kann auch seitlich am Gurt verschnallt werden, so wirkt der Druck nach hinten oben, so soll an der Aufrichtung gearbeitet werden. Aber auch hier, darf der Schlaufzügel nicht zu kurz sein.
Ein absolutes No -Go ist es immer wenn der Schlafzügel kürzer ist als der Zügel!
Doch wo liegt jetzt der Vorteil eines Schlaufzügels?
Im Endeffekt versprechen sich viele Reiter beim Einsatz vom Schlaufzügel vor allem eins und zwar:
Der Kopf muss runter, koste es was es wolle. Denn dadurch, dass die Schlaufen von unten durchs Gebiss geführt werden, ist es dem Pferd praktisch unmöglich den Kopf hochzureißen. Klar, von einer reelen Anlehnung kann hier nicht die Rede sein.
Viele Reiter denken sich bestimmt: Der Kopf ist unten, das passt dann doch, oder?
Nicht wirklich, denn wenn du den Schlaufzügel verwendest um den Kopf deines Pferdes nach unten zu bekommen. Ziehst du es in erster Linie zusammen. Versucht dein Pferd sich dabei dem Druck zu entziehen, muss es die Unterhalsmuskulatur anspannen. Du trainierst also den Unterhalsmuskel, was es dir in Zukunft noch schwerer machen wird dein Pferd korrekt an den Zügel zu reiten. Zudem kann sich ein Pferd nicht gegen die Zwangshaltung wehren und das Pferd arbeitet hinten nicht mit. Gerade deshalb wird der Schlaufzügel auch gerne bei Problempferden eingesetzt. Mit dem Vorwand, dass das Pferd so besser handelbar sein.
Nun, darf sich jeder Reiter selbst die Frage stellen, ob es etwas mit fairem und korrekten Reiten zu tun hat, wenn man dem Pferd mit Hilfe eines Zügels die Nase auf die Brust zieht, oder ob es nicht vielleicht besser wäre, einen erfahreneren Reiter auf das Pferd zu lassen?
Ich möchte hier deshalb noch ein mal folgendes hervorheben:
Ein Schlaufzügel kann niemals ein mauliges Pferd fein machen. Maulige Pferde werden durch das drücken gegen den Schlaufzügel noch mauliger. Hohle bzw. steife Pferde werden zum Beispiel durch das Drücken gegen den Schlaufzügel auf der steifen Seite noch fester.
Der Schlaufzügel ist somit kein Problemlöser. Sondern er macht aus kleinen Reitfehlern oft sogar eher unlösbare Probleme und macht die Pferde dabei kaputt.
Anfänger die also versuchen, ihre Reitfehler mit einem Schlaufzügel auszugleichen kommen meist nicht mehr von dem Schlaufzügel weg. Da das Pferd irgendwann ohne Schlaufzügel gar nicht mehr läuft.
Natürlich gibt es immer Ausnahmen und wirkliche Problemfälle und Ausnahmesituationen, jedoch ist es meist so, dass der Schlaufzügel in unerahrenen Händen liegt-denn wer korrekt mit ihm umgehen könnte braucht ihn meist nicht.
Absolutes No-Go ist auch der Einsatz von Schlaufzügel bei Jungpferden.
Kann man den Schlaufzügel auch korrekt anwenden?
Wenn ein Reiter fähig ist sein Pferd korrekt zu reiten braucht (wie bereits gesagt) in der Regel keinen Schlaufzügel. Jedoch gibt es auch Problempferde die zum Korrekturreiten zum Profi kommen und sich derartige Unarten angeignet hat, dass nicht einmal mehr der Profi in der Lage ist, dass Pferd an den Zügel zu reiten. Dann kann ein Profi den Schlaufzügel als Hilfzügel einsetzen. Aber nicht um das Pferd zusammenzuziehen, sondern das hoch oder wergreißen des Kopfes zu korrigieren und die Nase des Pferdes sollte dabei immer vor der Senkrechten sein.
Ein locker eingesetzter Schlaufzügel, der nicht zur Beizäumung des Pferdes gedacht ist und wirklich nur kurz von Profis als letzte Sicherheit zur Korrektur eingesetzt wird, wird korrekt angewendet. Alle anderen Reiter, sollten die Finger von dem Hilfszügel lassen.
Fazit
Der Schlaufzügel gehört nur in Ausnahmefällen in absolut erfahrene Hände, denn meist schafft der Schlaufzügel mehr Probleme als dass er diese löst. Reiter die also vorhaben einen Schlaufzügel zu kaufen oder ihn einsetzen möchten, sollten sich das vorher noch mal genau überlegen und ihren Reitstil hinterfragen. Meist ist es besser sich einen erfahrenen Ausbilder zu suchen und das Pferd in Beritt geben oder die Probleme in Zusammenarbeit mit einem Trainer zu lösen. Denn oft macht der Schlaufzügel aus einem kleinen Reitfehler ein absolut unhandelbares Pferd.