Die Vor- und Nachteile des Tragens einer Sicherheitsweste beim Reiten

Zuletzt aktualisiert am: 14.12.22

Immer mehr Reiter tragen heute eine Sicherheitsweste beim Reiten und es gibt immer mehr Reiter, die auch außerhalb des Springtrainings mit Sicherheitsweste reiten. Was steckt hinter dieser Entwicklung? Ist es ein neuer Trend und macht es Sinn? Falls Du Dich ebenfalls diese Fragen stellst und überlegst, auch mit Sicherheitsweste zu reiten, ist dieser Beitrag genau der Richtige für Dich! Denn in diesem Beitrag habe ich die wichtigsten Fakten zum Thema mit Sicherheitsweste reiten für Dich zusammengetragen!

Mit einer Sicherheitsweste Reiten: der neue Trend unter Reitern?

7 Fakten zum Thema “mit Sicherheitsweste Reiten”

1. Was die Sicherheitsweste bewirkt

Die Sicherheitsweste wurde eigentlich für Springreiter entwickelt, um die Wirbel des Rückens bei einem Aufprall auf eine Stange zu schützen. Mittlerweile schützen Sicherheitswesten allerdings noch weit aus mehr: Neben den Rückenwirbeln werden die Rippen, das Schlüsselbein sowie das Brustbein bei einem Aufprall geschützt.

Denn die häufigsten Verletzungen, die Du Dir als Reiter zuziehen kannst, sind Prellungen oder Quetschungen im Rumpfbereich bis hin zu Rippenbrüchen. Weitaus gefährlicher wird es natürlich, wenn Du Dir Verletzungen in den Rückenwirbeln zuziehst. Ich selbst kenne eine Reiterin, die durch einen Reitunfall gelähmt wurde. Manchmal kann eine Verletzung im Wirbelbereich sogar lebensbedrohlich ausgehen und zum Tod führen!

2. Wann eine Sicherheitsweste getragen wird

Wie bereits erwähnt, tragen die meisten Springreiter eine Sicherheitsweste beim Reiten. Das macht natürlich Sinn, da beim Springen eine höhere Gefahr des Herunterfallens besteht. Zudem stehen durch die aufgebauten Sprünge mehr gefährliche Gegenstände, gegen die Du als Reiter beim Fall knallen könntest, in der Reitbahn. Dementsprechend gehst Du als Springreiter ein weitaus höheres Verletzungsrisiko ein, das Du durch das Tragen einer Sicherheitsweste minimieren kannst.

Viele Reiter tragen die Sicherheitsweste auch bei Geländeritten. Im Gelände mit einer Sicherheitsweste reiten minimiert natürlich genauso wie beim Springreiten das Verletzungsrisiko. Denn auch im Gelände scheuen viele Pferde häufiger als sonst und es gibt weitaus mehr Gegenstände, gegen die Du beim Fall aufprallen könntest. Natürlich tragen auch Military-Reiter eine Sicherheitsweste und in der Vielseitigkeitsprüfung ist diese mittlerweile pflichtmäßig vorgeschrieben.

Zudem tragen viele Reiter, die Jungpferde ausbilden oder mit Problempferden arbeiten, eine Sicherheitsweste beim Reiten. Denn auch hier gibt es ein erhöhtes Risiko, was durch die Sicherheitsweste minimiert werden kann.

3. Der neue Trend

Die oben genannten Gründe, die verschiedensten Situationen und unterschiedlichen Verletzungsrisiken machen es verständlich, warum viele Reiter Sicherheitswesten tragen. Dennoch sieht man immer häufiger auch Dressur- oder Freizeitreiter, die mit Sicherheitsweste reiten. Für mich scheint dies fast ein neuer Trend zu sein.

Und auch hier gibt es gute Gründe, warum gewöhnliche Dressur- und Freizeitreiter mit Sicherheitsweste reiten. Pferde sind nunmal Fluchttiere und hören gerne mal auf ihren Instinkt. Wenn sie also Gefahr spüren, kann es durchaus vorkommen, dass sie ihren Kopf abschalten und in Panik davon laufen.

Egal wie gut Du Dein Pferd kennst, und egal wie gut Du reiten kannst, wie gut Dein Sitz ist und wie viel Erfahrungen Du bereits hast, Dein Pferd ist und bleibt ein Fluchttier – ein Tier – und ist somit nicht immer berechenbar. Die Gefahr, dass es aus Panik durchgeht, besteht also immer.

Zudem kann es natürlich auch mal passieren, dass Dein Pferd aus dem Gleichgewicht kommt, ausrutscht oder stolpert und im schlimmsten Fall sogar mit Dir zusammen hinfällt. Wenn Du Glück hast, passiert weder Deinem Pferd noch Dir etwas dabei. Wenn Du aber Pech hast, fällt das Pferd auf Dich und kann Dir so sehr böse Verletzungen zufügen – denn ein Pferd wiegt einiges!

4. Nachteile einer Sicherheitsweste

Gegen eine Sicherheitsweste spricht eigentlich nur, dass sie den Bewegungsfreiraum teilweise stark einschränken kann und den Körper ein wenig steif macht. Gerade die Dressur, und auch jede andere Reitweise wie das Western, fordern aber eine absolute Beweglichkeit. Denn um richtig zu sitzen und gut zu reiten, musst Du im Becken mitschwingen können. Die Sicherheitsweste kann dies etwas erschweren.

Zudem ist eine richtige Sicherheitsweste im Vergleich zu einem Rückenprotektor sehr dick und somit auch warm. Im Sommer kann es also bei höheren Temperaturen unangenehm werden und Du fängst schneller an zu schwitzen. Im Winter hingegen, könntest Du Probleme kriegen, Deine Winterjacke anzuziehen und Dich warm und gegebenenfalls trocken zu halten.

5. Immer mehr Anbieter

Allerdings bieten immer mehr Reitmarken Sicherheitswesten an und die Qualität der Westen wird immer besser. Einige Sicherheitswesten sind also gar nicht mehr so steif und ermöglichen mehr Bewegungsfreiraum. Natürlich werden auch verschiedene Größen angeboten und es gibt sowohl Sicherheitswesten für Kinder als auch für Erwachsene.

Anbieter wie Loesdau bieten auch Westen für Männer an. Allerdings ist hier nur angedacht, dass die größereren Größen, also XL und XXL für Herren sind, und alle Kleineren für Damen. Die meisten Reitmarken bieten die klassischen Größen von XS bis XXL an, unterscheiden aber nicht zwischen Männer und Frauen.

Die Westen werden eigentlich nur in den Farben Grau und Schwarz angeboten, vereinzelt auch in Blau oder Beige, und sehen zugegebener Maßen nicht sehr modisch aus. Natürlich sollen sie das auch nicht, denn die Sicherheit steht hier im Mittelpunkt. Die Preise starten bei Kindern ab rund 70,- Euro und bei Erwachsenen ab 80,- Euro.

Die meisten Reitsportmarken bieten mittlerweile Sicherheitswesten an, unter anderem Kieffer, Loesdau, Waldhausen, Felix Bühler, Krämer, Busse oder gar Kerbel. Einen hilfreichen Test findest Du z.B. In der online Ausgabe der Cavallo. Reitwesten sind daher heutzutage leichter zu bekommen, und vielleicht rührt auch daher der Trend, dass immer mehr Reiter mit einer Sicherheitsweste reiten.

6. Worauf beim Kauf zu achten ist

Ganz wichtig ist natürlich, dass die Sicherheitsweste richtig sitzt! Wenn sie zu eng ist, kannst Du Dich nicht frei genug bewegen und die Hilfen nicht richtig ausführen. Wenn sie allerdings zu groß ist, kann sie verrutschen und mehr Gefahr als Sicherheit bieten. Gerade bei Kindern können zu große Westen den Halswirbel beim Sturz gefährden und erhebliche Verletzungen verursachen.

Um also eine gut sitzende Sicherheitsweste zu bekommen, musst Du zunächst Deine Maße genau kennen. Hierfür mist Du am besten Deinen Brust- und Taillenumfang sowie Deine Körpergröße und Rückenlänge. Diese misst Du am einfachsten, wenn Du Dich auf Dein Pferd setzt und von Deinem größten spürbaren Halswirbel bis zu Deinem Steißbein gehst. Dabei sollte der Abstand zum Sattelkranz um die fünf Zentimeter sein, um beim Reiten mit Sicherheitsweste nicht gegen den Zwiesel zu stoßen. Am besten solltest Du auch noch einmal über Deine Schulter von Taille zu Taille messen – also wie beim Hosenträger.

Zwar kannst Du eine Sicherheitsweste nun mit diesen Maßen bequem online bestellen, nur ich würde Dir raten, bei dieser Angelegenheit tatsächlich die Fachkraft zu fragen und in ein Reitsportgeschäft zu gehen. Ob Dir die Sicherheitsweste tatsächlich gut passt und ob sie richtig anliegt, kannst Du selbst wahrscheinlich nicht beurteilen.

Was Du aber beurteilen kannst, ist, ob die Sicherheitsweste bequem ist. Und das ist ist sehr wichtig! Umso bequemer und tragbarer sie ist, umso besser wirst Du Dich auch auf Deinem Pferd und beim Reiten fühlen! Denn nur wenn Du dich wohl fühlst, kannst Du auch konzentriert, mit Gefühl und somit richtig reiten.

7. Ausschlaggebend: das Gefühl der Sicherheit

Einen letzen Punkt, den ich gerne noch zum Thema “mit Sicherheitsweste reiten” ansprechen möchte, ist die positive psychologische Wirkung einer Sicherheitsweste. Durch das Tragen einer Sicherheitsweste wirst Du Dich, wenn auch nur unterbewusst, wesentlich sicherer auf Deinem Pferd fühlen und somit auch lockerer reiten. Die Sorgen einer Verletzung kreisen nun nicht mehr in Deinem Kopf herum und auf einmal kannst Du Dich viel besser auf Dein Pferd konzentrieren!

Weil Dir die Sicherheitsweste die Angst vor einem Sturz nimmt, fasst Du auf einmal mehr vertrauen in Dich und Dein Pferd. Und dieses Vertrauen spürt auch Dein Pferd! Dank der Sicherheitsweste kannst Du Dich also endlich voll und ganz auf das Eine konzentrieren: das Reiten!

Fazit:

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich selbst noch nie mit einer Sicherheitsweste geritten bin, mir nun aber auch Gedanken mache, ob es nicht vielleicht eine gute Idee wäre. Ich habe mich immer sehr sicher auf den verschiedensten Pferden und in den brenzligsten Situationen gefühlt, auch wenn mir das eigentliche Risiko des Reitsports immer bewusst war. Dabei sprechen viele Gründe für das Tragen einer Sicherheitsweste, und sei es nur der positive psychologische Effekt.

Reitest Du ebenfalls mit einer Sicherheitsweste und wenn ja, warum? Oder gibt es in Deinem Stall andere, die immer mit einer Sicherheitsweste reiten? Ich freue mich, mehr von Dir zu hören!

Bild: www.istockphoto.com – DaveMcAleavy

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Kommentare

  1. Vielen Dank für den interessanten Beitrag!
    Ich besitze eine Schutzweste und habe sie „sogar“ schon zwei mal angehabt.
    Gekauft habe ich die Weste, um sie im Gelände zu tragen, weil ich denke, das Risiko, beim Sturz auf einem Baumstumpf zu landen oder auf einem Stein, ist im Gelände gegeben und damit auch die Gefahr einer Wirbelsäulenverletzung.
    Trotzdem habe ich sie mit unseren Schulpferden nie getragen, weil ich es eben als unangenehm empfinde, so “ eingepanzert“ zu sein.
    Nun habe ich aber ein eigenes noch recht junges Pferd, und jetzt kommt sie im Gelände zum Einsatz.
    In der Halle oder auf dem Reitplatz trage ich sie nie, weil ich auch ein paar Stürze hinter mir habe, bei denen ich mich so gut abrollen konnte. Das geht mit der Weste keinesfalls so gut.
    Viele Grüße
    Christine

  2. Moin
    Ich habe ebenfalls die Airowear. Sehr zu empfehlen. Trage sie bei ausritten und wenn ich allein auf der Anlage oder Platz bin. Im Sommer ist es natürlich wärmer darunter dafür im Winter angenehm warm. Für Dressurarbeit etwas in der Bewegung einschränkend.

  3. Damals bei uns im Reitverein (habe vor ein paar Jahren aufgehört) gab es immer ein, zwei „Sonderlinge“, die mit Schutzweste geritten sind, auch in den ganz normalen Reitstunden ohne Springen, Gelände o.ä. Ich war irgendwann auch eine dieser Sonderlinge, nachdem bei einem Turnier ein Mädchen gestürzt war und so böse einen Huf in die Rippen bekommen hat, dass sie ins Krankenhaus musste. Ich kann nur zustimmen, dass man sich mit so einer Weste gleich viel sicherer fühlt, gerade auf nervösen Pferden ist man selbst viel entspannter. Allerdings hab ich mich im Sommer immer totgeschwitzt und man fühlt sich ohne Weste einfach freier, das Reiten ist also deutlich angenehmer, natürlich nur auf Pferden, denen man vertraut. Tja… schwierige Entscheidung. Ich weiß auch nicht, ob ich, wenn ich nochmal mit dem Reiten anfange, wieder die Weste tragen werde oder nicht. Kommt wahrscheinlich wirklich auf die Pferde und die Jahreszeit an.

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