Mit diesen Tipps vermeidest du Angstsituationen bei deinem Pferd und schaffst Vertrauen

Zuletzt aktualisiert am: 30.11.22

Du hast ein ängstliches Pferd? Dein Pferd hat Angst an dem großen Heuballen vorbei zu gehen, oder will vor lauter Angst partout nicht in die eine Ecke des Reitplatzes? Viele Reiter verzweifeln manchmal an ihren Pferden und können schlecht mit Angstsituationen umgehen. In diesem Beitrag gebe ich Tipps zum richtigen Verhalten in Angstsituation und wie Du diese auf Dauer vermeiden kannst.

Ängstliches Pferd

Wie Du Dich in Angstsituation am besten verhältst und diese sogar vermeiden kannst!

Das ängstliche Pferd

Manche Pferde zucken nicht einmal, wenn neben ihnen eine Baum umfällt, während andere Pferde bei jeder Kleinigkeit in Panik ausbrechen. Dieser Verhaltensunterschied kann Rasse bedingt sein, und hat manchmal etwas mit der Haltung sowie der Erziehung des Pferdes zutun. Doch oftmals liegt dieser Verhaltensunterschied schlichtweg am unterschiedlichen Verhalten des Pferdebesitzers und Reiters. Und auf Letzteres möchte ich in diesem Beitrag genauer eingehen.

Fluchttier Pferd

Das Pferd ist ein Fluchttier und reagiert in Folge dessen oftmals ängstlich und skeptisch, und will in brenzligen Situationen am liebsten erst einmal weglaufen. Denn als Flucht- und Beutetier befindet es sich in ständiger Gefahr, von einem Raubtier angegriffen, gejagt und gefressen zu werden. Wenn ein Pferd eine Situation also als gefährlich einschätzt, und das tut das Pferd oftmals eben aus Selbstschutz, rennt es erst einmal instinktiv davon.

Lerntier Pferd

Doch im Grunde ist ein Pferd auch sehr neugierig und lernfähig: denn ein Pferd will wissen, was es bedroht hat und kehrt deshalb meistens zum Ort der Gefahr zurück. So lernt es im Laufe der Zeit Gefahren besser einzuschätzen sowie das eigene Leben besser zu schützen. Wenn Du z.B. Pferde von einer Seite der Koppel aus Angst wegrennen siehst, kannst Du feststellen, dass die Herde wenige Zeit später wieder genau zu dieser vermeintlichen Gefahrenstelle zurückkommt, um zu sehen, was die Gefahr eigentlich war.

Herdentier Pferd

Als Fluchttier fühlt sich ein Pferd in der Herde am sichersten aufgehoben, da mehr Pferde natürlich mehr beobachten, und somit schneller Gefahren erkennen und ihnen entfliehen können. In jeder Herde gibt es ein Leittier, meistens eine Stute, die mehr Erfahrung aufweisen und Gefahren oftmals besser einschätzen kann. Oftmals ist die Leitstute auch ein sehr charakterstarkes Pferd, und die anderen Pferde vertrauen und haben Respekt vor ihr.

Der (ängstliche) Reiter

Als Reiter und Pferdebesitzer stellst Du in vielen Situation, vor allem wenn Ihr alleine seid, die Herde Deines Pferdes da, und solltest die Funktion der Leitstute übernehmen. Sprich, Dein Pferd sollte Dir und vor allem Deinen Einschätzungen von Situation vertrauen. Und genau bei diesem Punkt wird es wichtig und hier entsteht oftmals das Problem:

Das Problem: Du hast Angst, nicht Dein Pferd!

Die falsche Einschätzung

Das Problem ist oftmals, dass Du eine Situation mit den Augen eines Pferdes betrachtest, und Dir denkst, hier könnte mein Pferd Angst bekommen. Zwar ist dir als Mensch bewusst, dass keine Gefahr besteht, dennoch verhältst Du Dich so, als ob es gefährlich ist bzw. gefährlich werden könnte.

Das falsche Verhalten

Du gehst schlichtweg davon aus, dass Dein Pferd in dieser Situation Angst bekommt und verhältst Dich auch entsprechend: Du spannst Dich an, Adrenalin fährt durch Deinen Körper, und Du versucht Dein Pferd rein prophylaktisch zu beruhigen. Dabei hat Dein Pferd noch gar nichts gemacht und es ist auch noch gar nichts passiert.

Angst entsteht

Aber das wird es nun: Dein Pferd ist sehr sensibel, merkt natürlich, wie angespannt Du bist, und riecht Dein Adrenalin. Du strahlst somit Angst aus und suggerierst Deinem Pferd, dass eine Gefahrensituation besteht. Dein Pferd vertraut Dir und Deiner Einschätzung, bekommt ebenfalls Angst und verhält sich nervös.

Du wiederum fühlst Dich bestätigt, denkst, Du hattest Recht, dass Dein Pferd hier Angst bekommst, und dass es richtig war, es schonmal prophylaktisch zu beruhigen. Doch das war es nicht: denn Du hast die Angst erst durch Dein Verhalten entstehen lassen. Du – nicht Dein Pferd! Dein Pferd hätte wohlmöglich gar keine Angst gehabt, doch Du hast es ängstlich gemacht!

Lesetipps: Akki berichtet auf Fü(h)rpferd Horsemanship ebenfalls von der Angst bei Reitern und wie wichtig es ist, sich dieser zu stellen.

Das Problem: Loben in Angst-Situationen

Daneben gibt es noch ein weiteres Problem, das Angst entstehen und Pferde ängstlichen werden lässt: Loben in Angst-Situationen. Viele Reiter loben ihre Pferde, wenn sie sich in vermeintlichen Gefahrensituationen ruhig und aus Menschensicht “brav” verhalten haben. Sprich: Dein Pferd kriegt zwar Angst, doch bleibt relativ ruhig und Du lobst es dafür.

Der größte Fehler

Und hier liegt meistens der größte Fehler: Wenn Du Dein Pferd lobst, weil es ganz brav und ohne wegzuspringen an dem Heuballen vorbei gegangen bist, bestärkst Du das Denken Deines Pferdes nur. Egal, ob Dein Pferd nun tatsächlich von sich aus oder wegen Deines eigenen Verhaltens Angst hatte. Denn Du zeigst deinem Pferd mit einem Lob, dass es die Situation gut gemeistert hat und suggerierst somit gleichzeitig, dass die Situation tatsächlich “schlimm” war. Du lässt somit also wieder eine Gefahrensituation und Angst entstehen.

Lesetipp: Wann und wie Du Dein Pferd richtig lobst und gleichzeitig motivierst, erfährst Du in diesem Beitrag!

Ein Teufelskreislaufs

Aufgrund dieser Probleme entsteht ein Teufelskreislaufs: Erstens, fühlst Du Dich in Deiner Annahme, dass Dein Pferd Angst bekommt, bestätigt, und verhältst Dich in immer mehr Situationen so. Sprich: Du witterst in immer mehr Situation Gefahr, bekommst Angst, überträgst diese auf dein Pferd, und Dein Pferd wird immer ängstlicher. Am Ende wirst Du zum ängstlichen Reiter und Dein Pferd somit zum ängstlichen Pferd!

Zweitens, bestätigst Du das Verhalten und vor allem die Einschätzung der Situation Deines Pferdes durch das Loben in Angst Situationen. Im Grunde wird die vermeintliche Gefahr erst durch Dein Loben zu einem Thema und letztendlich zu einer reellen Gefahr für Dein Pferd. Sprich: Du lässt die Gefahr entstehen, und am Ende wird sie sowohl für Dich als auch für Dein Pferd zur Realität!

Ein Beispiel:

Auf dem Weg zum Reitplatz musst Du an einer blauen Heuplane vorbei, die vom Wind leicht vom Heuballen runter geweht wurde und nun einfach so daliegt. Du denkst Dir: Oh Gott, da liegt nun eine blaue Plane, mein Pferd hat bestimmt Angst davor, denn das ist neu und mein Pferd kennt das nicht. Du bekommst Angst davor, dass Dein Pferd Angst bekommt und etwas passieren könnte, und spannst Deinen ganzen Körper unbewusst an.

Diese Spannung überträgt sich auf Dein Pferd, weshalb Dein Pferd denkt: Mein Reiter spannt sich an, mein Reiter hat Angst, es besteht Gefahr! Du merkst darauf hin die Anspannung Deines Pferdes, und bekommst nun erst Recht Angst, dass etwas passiert. Und in den meisten Fällen wird dann auch etwas passieren, denn für Euch beide wird die vermeintliche Gefahr nun zur wirklichen Gefahr.

Die Folge: Dein Pferd übernimmt die Leittierfunktion

Da Du immer öfters Angst, und immer weniger Sicherheit ausstrahlst, fühlt sich Dein Pferd natürlich nicht mehr sicher bei Dir. Und hier entsteht das nächste, und wohlmöglich eigentliche Problem: Dein Pferd verliert sein Vertrauen in Dich, übernimmt die Leittierfunktion, und achtet immer weniger auf Dein Verhalten.

Keine Kontrolle mehr

Selbst wenn Du Dich in einer Situation also ruhig verhalten würdest, vertraut Dir Dein Pferd nicht mehr und trifft selbst die Entscheidung, ob Gefahr besteht oder nicht. Das führt oftmals dazu, dass Du keinerlei Einfluss mehr auf das Verhalten Deines Pferdes hast und es in vielen Situation einfach nur noch wegrennt. Warum?

Dein Pferd fühlt sich nicht sicher

Dein Pferd fühlt sich bei Dir nicht sicher genug und damit es sein Leben nicht riskiert, rennt es als Fluchttier lieber gleich davon. Dieses Verhalten ist genauso prophylaktisch, wie Dein anfängliches Verhalten, Dein Pferd in vermeintlichen Gefahrensituation zu beruhigen. Du siehst, der Teufelskreis nimmt kein Ende. Hier hilft es nur, das Grundvertrauen zu stärken, und Deinem Pferd wieder Vertrauen und Sicherheit zu bieten.

Die Lösung: lasse keine Angst entstehen!

Natürlich ist die Lösung ganz einfach: lasse keine Angstsituationen mehr entstehen! Das hört sich zunächst sehr banal und vielleicht nicht sehr hilfreich an, aber genau das ist die Lösung zu den genannten Problemen. Damit das auch klappt, musst Du Dich wie folgt verhalten:

Denke wie ein Mensch, nicht wie ein Pferd!

Du bist ein Mensch und kein Fluchttier, Du weißt, dass Euch der Heuballen nicht fressen wird. Du weißt, dass keine Gefahr besteht. Niemals und nirgendwo. Sei Dir dessen immer bewusst: es existiert keine reelle Gefahr, sie existiert nur in Deinem und dem Kopf Deines Pferdes. Denke also stets wie ein Mensch, und nicht wie ein Pferd!

Mach Dich nicht verrückt!

Dazu gehört, dass Du Dich selbst nicht verrückt machen darfst. Wenn Du Dich in der Gegenwart Deines Pferdes anspannst und Dich selbst stresst, wird sich Dein Pferd auch nicht entspannen!

Es sind gar nicht immer die Pferde, die überall Gespenster sehen, sondern ihre Reiter und Besitzer! ~ Kultreiter

Lobe nicht in Angst- und Gefahrensituationen!

Mach keine große Sache aus Angst- und Gefahrensituationen, indem Du Dein Pferd lobst. Durch Dein Loben bestätigst Du die Annahme Deines Pferdes und lässt die vermeintliche Gefahr zur Realität werden. Verhalte Dich also neutral und mache keinen Hehl aus der Sache!

Sei selbstbewusst!

Du musst in der Gegenwart Deines Pferdes stets Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, um das Vertrauen Deines Pferdes zu gewinnen und natürlich auch zu behalten. Das gilt für vermeintliche Gefahrensituation genauso wie für tatsächliche Gefahrensituationen. Nur wenn Du stets selbstbewusst auftrittst, akzeptiert Dich Dein Pferd als Leittier und schenkt Dir sein Vertrauen.

Lesetipps: In diesem Beitrag gehe ich genauer auf das richtig Verhalten im Umgang mit Pferden ein, während ich hier die wichtigsten Eigenschaften bei der Arbeit mit Pferden nenne!

Werde zum Leittier, werde zum Verlassmensch!

Letztendlich muss sich Dein Pferd stets auf Dich verlassen können. Es muss erkennen, dass Du die Situation immer unter Kontrolle hast, dass Du weißt, was los ist, und weißt, dass keine Gefahr besteht. Nur so kannst Du die Funktion der Leitstute einnehmen.

Nur indem Du zum Verlassmensch wirst, kann Dein Pferd auch zum Verlasspferd werden ~ Kultreiter

Fazit:

Die meisten Angstsituationen kommen zustande, weil wir Reiter sie mit unserem falschen Verhalten entstehen lassen. Zwar gibt es Tiere, die aufgrund ihrer Rasse und Abstammung, ihrer Vergangenheit und somit ihres Charakters nervöser und ängstlicher als andere Pferde sind. Dennoch lässt sich Angst beim Pferd oftmals auf das falsche Verhalten des Reiters zurück führen.

Damit Dein Pferd zum Verlasspferd in jeder Situation wird, musst Du zunächst zum Verlassmensch für Dein Pferd werden. Das tust Du, indem Du selbstbewusst auftrittst sowie stets Ruhe und Sicherheit ausstrahlst. Du musst stets wie ein Mensch denken und Dir bewusst sein, dass gar keine reellen Gefahren für Dich und Dein Pferd existieren! So kannst Du vermeiden, dass Dein Pferd Angst bekommt und wirst zum verlässlichen Leittier für Dein Pferd.

Hast Du auch ein ängstliches Pferd? Wie gehst Du mit Angstsituationen um und was sind Deine Tipps?

Bild: www.depositphotos.com – AgaKoniara

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Kommentare

  1. […] Wir müssen die Quelle unserer Angst genau lokalisieren: ist es wirklich das Pferd, oder ist es eher eine Reaktion des Tieres in einer bestimmten Situation? Verknüpfe ich eine Erfahrung mit meinem Pferd, so dass ich jetzt Angst habe dass sich diese wiederholt? Ein Beispiel: ein Pferd mit sehr viel Temperament hat in einer unglücklichen Situation seine Besitzerin beim Steigen verletzt. Die Besitzerin hat nun Angst, dass ihr Pferd sie wieder ansteigen und verletzen könnte. Sie hat also keine Angst vor ihrem Pferd an sich, sondern vor der Wiederholung des Ereignisses. Lesetipp: Kultreiter hat über die Angst des Pferdes geschrieben! […]

  2. Super Artikel Line, kann ich absolut unterschreiben!
    Ich reite immer mal wieder unterschiedliche Pferde. Früher habe ich dann immer vorher nach Macken gefragt – schließlich will ich keine bösen Überaschungen erleben. Seit ein paar Jahren lasse ich das ganz bewusst sein, weil ich immer wieder die Erfahrung gemacht habe, dass einige Probleme gar nicht erst auftauchen wenn man nichts von ihnen weiß. Wenn man vorgewarnt wird, dass man gleich auf einer „Rennsemmel“ sitzt, die wahrscheinlich abschießt, wird das oft zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Genau wie du geschrieben hast ist es dann unser Verhalten und unsere Erwartungen die die Probleme verursachen.

    • Hallo liebe Christina,
      danke für Deinen Kommentar und das Lob! 🙂
      Genau das ist es: eine selbsterfüllende Prophezeiung! Ich bin auch einmal mit meinem Pferd und einer kleinen Gruppe ausgeritten, und für mich und mein Pferd war es eine neue Strecke. Dabei mussten wir über eine kleine Holzbrücke, und keiner der Reiter wollte vorgehen, da einige von den Pferden wohl bei früheren Ausritten Angst hatten, drüber zugehen und scheuten. Als ich mich freiwillig meldete, die Gruppe anzuführen und mit meinem Pferd als erste drüber zu gehen, wurde ich nur staunend und leicht entsetzt angeguckt: „Du willst mit Rakdan darüber? Aber er kennt es doch nicht, und hat bestimmt Angst! Sollte nicht doch jemand von uns zuerst gehen?“ Ich sagte darauf nur: „Eben, er kennt es nicht, und er hat auch keine Angst. Wovor auch?“ Und Rakdan und ich ritten ganz gemütlich über die Brücke, ohne das irgendetwas war, während die Reiter auf Ihren nervös trippelnden Pferden hinter mir die Welt nicht mehr verstanden… 😉
      Alles Liebe!
      line / Kultreiter

  3. […] Line von Kultreiter erzählt in Ängstliches Pferd: Wie Du Angstsituationen vermeiden kannst wie wichtig es ist, dass Du selbst die Ruhe […]

  4. Also meine Reitbeteiligung hat neuerdings Angst vor dem Gulli in der Fahrstallgasse bei mir und ich geh da ganz normal mit ihr lang und plötzlich schnorchelt und tänzelt sie wie verrückt rum. und das wechselt auch immer, mal hat sie Angst davor mal nicht.

    • Hallo liebe Jolie,

      so Phasen kenne ich auch von manch anderen Pferden! Mal haben sie Angst, und dann ist wiederum alles ok. Wie wir Menschen, haben wohl auch Pferde mal so ihre Tage…Wenn ich mit Pferden arbeite und so etwas vorkommt, halte ich sie meistens an und führe sie rückwärts. Immer nur ein paar Schritte und das ganz in Ruhe ohne Hektik, bis sie sich beruhigen und sich wieder ganz und gar auf mich konzentrieren. Das mache ich allerdings ganz konsequent jederzeit beim Führen, wenn mich Pferde überholen wollen oder nicht sofort stehen bleiben, wenn ich stehen bleibe. Die meisten Pferde kann man so auf Dauer ruhig und mehr auf den Menschen fokussiert bekommen, und ihnen durch das konsequente Training Vertrauen und Führung schenken. Vielleicht auch für Euch eine Idee?

      Grüße und danke für Deine Geschichte,

      Line / Kultreiter

  5. Wirklich ein schöner Beitrag.
    Ich hatte mal einen Unfall im Gelände und hatte danach richtig Panik wenn meine RB schon die Ohren spitzte. Es ging dann garnix mehr.
    Seit ich ein eigenes Pferd habe ist alles anders. Jetzt müsste alles funktionieren und das macht es auch.
    In Gefahrensituationen kann ich mittlerweile so cool bleiben und muss manchmal einfach lachen, weil es so albern ist.
    Wenn ich merke mein Pferd bekommt Angst, dann rede ich einfach mit ihm oder versuche es anderweitig zu beschäftigen.

    • Hi Lisa,
      danke! 🙂 Lachen tue ich mittlerweile auch meistens und das hilft unheimlich! Denn man selbst entspannt sich dabei total und das überträgt sich dann auch aufs Pferd. Das Gleiche gilt auch fürs Reden…ich bin mal mit einer sehr ängstlichen Pferdebesitzerin ausgeritten, ich auf meiner damaligen RB, sie auf ihrem Pferd, das ich selbst “im Beritt” hatte, und wir haben den ganzen Ausritt über geschnackt, und siehe da, die Pferde blieben ruhig und es ist nichts passiert Sonst hat sie sich kaum ins Gelände getraut, weil ihr Pferd mit ihr immer durchgegangen ist. Aber auch das mit sich selbst bzw. mit dem Pferd reden klappt da ganz gut 😉
      Viel Spaß bei Euren weiteren Ritten! 🙂
      Line / Kultreiter

  6. Es ist soo gut geschrieben. Ich finde mich „leider“ in allen Situationen wieder….nun habe ich eine Freundin die mich erst mal therapiert und siehe da einige Problemchen sind schon in Schall und Rauch verschwunden. Ich weiß auch, dass ich das „wirkliche Problem“ bin, aber den Teufelskreis zu durchbrechen ist schon nicht ganz so einfach. Wir arbeiten halt dran die alten Angsmuster zu durchbrechen….

    • Hallo liebe Carola,
      es dauert immer ein wenig, solche Gewohnheiten abzulegen…Aber am wichtigsten ist es sowieso, dass man das eigentliche Problem erkannt hat und nun daran arbeiten kann, auch wenn man es oft selbst ist 😉 Ich finde es super, dass Du so daran arbeitest und Dir auch Deine Freundin zur Hilfe geholt hast. Manchmal ist man selbst ein wenig blind und es hilft, wenn jemand uns „von außen“ unterstützt. Viel Erfolg noch, irgendwann sind dann auch alle Angstmuster weg und Du bist ein ganz neuer Mensch mit neuem Pferd 🙂
      Alles Liebe!
      Line / Kultreiter

  7. Sehr schön geschriebener Beitrag.

    Ich selber habe ein Ardennen Stutfohlen. Jora ist mittlerweile 13 Monate alt. Ich habe sie vom Schlachter gerettet und dem entsprechend kannte sie so gut wie gar nichts als sie zu mir kam. So treten natürlich immer wieder mal Situationen auf wo ich weiß dass sie Angst bekommt. Gerade jetzt zur Erntezeit wo die Trecker noch größer und gefährlicher aussehen weil sie heuwender oder anderes schweres Geschütz hinter sich her ziehen.

    Wenn ich aber merke dass etwas kommt wo sie definitiv Angst vor bekommt, dann bleibe ich ruhig und ignoriert die Gefahr einfach. Ich mache einfach mit dem weiter wo ich gerade bei war und schenke weder Pferd noch Trecker große Beachtung. Meistens bleibt sie dann auch ruhig stehen.

    Bei Gegenständen wie Mülltonnen oder kinderwagen, regenschirm, etc, schaue ich kurz, damit sie sieht dass ich es zur Kenntnis genommen habe, richte meinen Blick zum Boden und Laufe einfach ungehindert weiter. Wenn Jora allerdings stehen bleibt und den Kopf hebt, bleibe ich auch stehen. Ich warte kurz und lasse sie dann schnuppern, bis sie weiter geht weil sie merkt da ist nichts. Dann gehe ich ebenfalls weiter.

    Was ich niemals tue in solchen Situationen ist zu loben oder zu beruhigen. Ich stehe einfach nur daneben den Blick zu Boden gerichtet und die schultern nach vorne. Und ich mache mir keine Gedanken.

    GlG Julia

  8. […] Mit diesen Tipps vermeidest Du Angstsituationen bei Deinem Pferd und schaffst Vertrauen von Kultreiter […]

  9. Ein wirklich schöner Beitrag zum Thema Angst, gerade auch in Verbindung mit dem Lernen von Ängstlichkeit durch immer neue Angstsituationen, in denen der Pferdemensch es nicht geschafft hat, sich von „eingebildeten“ Ängsten zu befreien. Darüber hinaus ist es allerdings wichtig, zu wissen, dass Angst vor allem eine Sache des limbischen Systems und nicht der Großhirnrinde ist. Natürlich hat auch das Großhirn etwas damit zu tun und zwar durch den inneren Dialog, den wir Menschen im Wachzustand immer führen, also auch, wenn wir mit dem Pferd unterwegs sind. Wenn wir uns gruselige Geschichten erzählen und uns plastisch vorstellen, wie das Pferd durchgeht, weil es dieses oder jenes wahrgenommen hat, wird es über kurz oder lang losstürmen. Haben Pferdemenschen erst einmal etliche negative Erfahrungen mit Pferden gesammelt, verselbstständigen sich diese Geschichten und prägen sich fest ins Unterbewusstsein ein. Dann lassen sie sich nicht mehr einfach durch neue, friedliche Geschichten überschreiben. Dann muss etwas Anderes her, was hilft. Mit den Audiodateien des mobilen Pferdeflüsterers können sowohl der Pferdemensch als auch das Pferd die Angst überwinden und so zu einem harmonischen und angstarmen Team werden.
    GLG Conny

    • Liebe Conny,

      super – danke Dir für diese zusätzliche Erklärung!

      Wie so oft, spielt sich bei uns Menschen vieles im Gehirn ab und dagegen anzukämpfen ist oftmals schwierig…

      Alles Liebe,

      Line / Kultreiter

  10. Hallo, ich habe bei meinem Pferd auch ein Problem, und zwar in der Halle am großen Tor. Er geht dort immer angespannt lang und ich selber bin manchmal auch angespannt, ist er allerdings letztes mal gut dran vorbei gegangen Verhalte ich mich neutral. Trotzdem bleibt bei ihm die Angst, ich bleibe stehen und lasse ihn gucken und plötzlich wie aus dem nichts stürmt er los, dann fängt er auch meistens an mit buckeln. Diese Situation ist nur dort in der Halle an dieser stelle, sonst ist er ruhig und brav. Ich weiß langsam nicht mehr weiter und bekomme selber Angst..wie komme ich aus dem Teufelskreis heraus? 🙁

    • Hallo liebe Luise,

      das klingt wirklich nach einem bösen Teufelskreis…wichtig ist wirklich, dass Du selbst keine Angst bekommst! Am besten solltest Du auch nicht zu viel darüber nachdenken, denn Dein Pferd spürt jede Muskelanspannung und jedes komische Verhalten Deinerseits. Wenn Du Angst hast runterzufallen, versuche Dein Pferd durch die Halle zu führen, so weißt Du schonmal, dass Dir nichts passieren kann. Nimm dazu am besten eine Longe, so kann Dein Pferd zur Not wegspringen und ein paar Meter weg galoppieren, ohne dass Du am kurzen Strick mitgezogen wirst. Natürlich geht das nur, wenn Ihr die Halle für Euch habt…

      Longier Dein Pferd vielleicht auch, immer am Tor vorbei, und mach keine große Sache aus diesem Tor! Lobe Dein Pferd nicht, wenn es ruhig am Tor vorbeigelaufen ist, sondern mach ganz normal weiter. Das Loben kann bei manchen Pferden nur zur Bestätigung führen, „dass da etwas ist“.

      Versuche es auch einfach mal mit Humor 🙂 Fang an, ihn auszulachen, Dich über seine Angst lustig zu machen, mit ihm zu reden à la „Na mein Kleiner, hast du schon wieder Angst? Ist das Tor etwa ein Monster, das dich auffrisst? Hmm, haha, ich glaube wohl eher nicht…“ usw. So entspannst Du gleichzeitig nämlich auch und überträgst diese Entspannung auf Dein Pferd.

      Versuche es einfach mal mit diesen Strategien am Boden, damit Du selbst Dich wieder sicher fühlst und mache dann das Gleiche im Sattel weiter (reden und lachen). Wichtig ist nur: mach das Tor nicht zu einem Thema, zu etwas besonderem. Das Tor ist Alltag und keiner Rede wert.

      Hoffe, das hilft!

      Alles Liebe,

      Line / Kultreiter

  11. Ich bin vielleicht etwas spät, aber wollte auch noch einen Kommentar da lassen.
    Super Beitrag! Ich sehe das genau so wie du! Wir verklemmen uns einfach viel zu oft und stehen uns damit selbst (und in diesem Fall auch unsrem Pferd) im Weg. Ich kenne dieses Problem aus eigener Erfahrung nur allzu gut. Was ich als häufiges Problem festgestellt habe ist, dass wir uns unsere Angst nicht selbst eingestehen und somit nichts daran ändern. Wie sagt man so schön: Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung 😉
    Außerdem musste ich lernen meinem Pferd zu vertrauen, denn nur wer seinem Pferd vertrauen kann, kann auch Vertrauen im Gegenzug erwarten. Wer schon verklemmt mit angespannten fäusten auf dem Pferd sitzt und darauf wartet, dass sein Pferd gleich erschrickt, der muss sich nicht wundern, dass das Pferd sich auf eine Gefahrensituation einstellt und die Führung übernimmt.
    Was ich noch gar nicht so gesehen habe ist die Sache mit dem loben. Ich habe mein Pferd bis jetzt meistens nach solchen Situationen gelobt und hatte das Gefühl er war dann ganz stolz auf sich. Wobei er auch nicht der Allerängstlichste ist. Das ist für mich mal eine ganz neue Sicht der Dinge. Werde es mal ausprobieren.

    Ich habe übrigens auch einen Beitrag zum Thema gelndesichers Pferd auf meinem Blog verfasst, indem ich das Thema Angst auch ein wenig aufgreife. Freue mich über jeden Besucher 🙂

    Ganz liebe Grüße, Nadine von reitbar

  12. Hallo,
    du hast einen super Beitrag geschrieben. Ich finde mich leider in allen Teilen wieder. Früher war ich total unängstlich und sicher. Aber dann hatte ich mit ´meinem 4 Jährigen einen Geländeunfall, weil er erschrocken ist. Seither bin ich ihn nicht mehr geritten und stecke mitten in diesem Teufelskreis. Es ist sehr aufmunternd für mich, zu lesen, dass man den sehr wohl durchbrechen kann.
    LG Annika

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